«Schnittstelle» im Kunstraum Winterthur
4. Februar bis 20. März 2011


Ein Dialog im Raum mit Nesa Gschwend & Katharina Henking

Nesa Gschwend, 2010. Hüllen, Stoff, Graphit, Wachs, Garn, Draht 100 × 40 × 40 cm
Vor gut 33 Jahren sind sich Nesa Gschwend und Katharina Henking zum ersten Mal in St. Gallen begegnet. Beide befanden sich damals am Ende ihrer Erstausbildungen an der Schnittstelle zu ihren am Anfang stehenden künstlerischen Laufbahnen.
     Der Kontakt verebbte seitdem nie ganz und intensivierte sich gerade in den letzten Jahren wieder von neuem. Daraus entwickelte sich die Idee einer gemeinsamen Ausstellung als weitere Schnittstelle ihrer persönlichen Biographien. Eine andere Schnittstelle liegt im Zu- und Zerschneiden des Materials, das im jeweiligen Arbeitsprozess beider Künstlerinnen eine zentrale Rolle spielt — aber auch ganz konkret im Aufeinandertreffen beider Positionen im Raum.
     In einem gemeinsamen Künstlergespräch wird der Dialog über die künstlerische Entwicklung und begangenen Wege seit der ersten Begegnung Ende der Siebziger- Jahre aufgerollt.

Nesa Gschwend
entwickelt anhand von Objekten aus textilen Materialien und Videoarbeiten meist grossräumig angelegte Installationen. Der Körper und sein Ausdruck bildet den Ausgangspunkt ihrer Arbeiten und ist eng geknüpft an die jahrelange Auseinandersetzung mit der Performance. Das Porträt als Schnittstelle von innen und aussen wird in der Installation im Kunstraum als ausgeschnittene und gespiegelte Doppelköpfe im Raum inszeniert. Durch ihre Bewegung lösen sie sich auf oder wenden sich ab, überkreuzen sich und verbinden sich mit den am Boden liegenden Körperhüllen, die wie kleine abgelegte Schutzpanzer aus dem immer gleichen Grundmaterial durch Nähen, Zusammenziehen und Falten entstanden sind. In der Videoarbeit Circulation scheinen Hände etwa zu formen, das sich gleichzeitig wieder auflöst. Der Körper und seine ihm innewohnenden Prozesse werden in allen gezeigten Arbeiten umkreist und bleiben letztendlich flüchtige Wahrnehmungen, die das Vergängliche widerspiegeln.

Katharina Henking, 2008. Rosette Wheel of Soldiers, Wandpapierschnitt

Katharina Henking ist in erster Linie Zeichnerin und arbeitet hauptsächlich mit und auf Papier. Parallel ab Mitte der Neunziger Jahre entwickelt sich der Papierschnitt als Medium, nebst kleinformatiger Serien meist als wandfüllende Installationen oder Environments, die vereinzelt auch mit Sound untermalt werden und auf die jeweilige ortsbedingte Situation eingehen. Rhythmus, ein Spiel mit Form und Binnenform, das Verschieben von Grössenverhältnissen und Bezügen, das Absurde, Prekäre und Ambivalente, aber auch das Ornamentale und Schöne, das sich oft als Fallgrube entpuppt, sind Elemente im Schaffen der Künstlerin. Seit Jahren dienen nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Sujets aus den Printmedien oder alltägliches Material als Vorlage. Doch es geht nie um das Abbild einer äusseren Wirklichkeit, sondern stets um ein freies Assoziieren, Umkreisen und Verfremden, Ordnen und Kombinieren. Für den Kunstraum Winterthur entwickelt Katharina Henking eine in Schichten und Überlagerungen angelegte installative Arbeit aus mit Papier geschnittenen und geformten Motiven, die erst vor Ort ihre definitive Form findet.

Link zum Kunstraum Winterthur