Varanasi


Wie kann ich eine andere Kultur erfassen? Wie in eine fremde Welt eintauchen, die aus zahlreichen unterschiedlichsten Schichten besteht und nach mir völlig unverständlichen Regeln funktioniert?
     Varanasi, die indische Stadt Shivas am heiligen Fluss Ganges, in den vieles geworfen wird; Tote, Knochenreste nach den Verbrennungen, Blumen-Malas, Tierkadaver, Abfall und Unmengen von Abwasser. Hier lebte ich während sechs Monaten, zusammen mit Tausenden von Menschen, unterwegs in einer nie endenden Bewegung, begleitet von einem Konzert aus unterschiedlichsten Hupen. Meine mitgebrachten Vorstellungen dieses Ortes wandelten sich Schritt für Schritt zu Erfahrungen. Gewissheiten wurden in diesem Prozess immer wieder in Frage gestellt. Mein Körper litt unter der Hitze und Luftverschmutzung, denen ich mich in diesem Verkehrschaos nirgends entziehen konnte. 

    Es war aber gerade der Körper, der mir die Gewissheit gab, nicht bloss fremd, sondern in etwas Vertrautem verankert zu sein. Der Körper ist der erste Ort, die erste Hülle, Zelle, Grenze, die mich umgibt, das erste Haus in dem und mit dem ich mich bewege. Am Körper weisen wir auf, warum wir gehen und bleiben, durch den Körper kann ich mich selbst wahrnehmen und erfahren, an meine Grenze gehen. Dieses Zitat von Volker Adolphs wählte ich für meine Arbeit in Varanasi als Leitplanke.