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Einige Tage später kehrte ich an den Chowk zurück, um die Sicht von meinem Standpunkt im Mittelpunkt des Kreisels aus zu fotografieren. Auf der Strasse lag verloren ein kleines rotes Stück Stoff, das von niemandem beachtet wurde. Motorräder und Rikschas fuhren darüber, Menschen liefen daran vorbei. Mir jedoch erschien es wie ein Überbleibsel meiner roten Saris, ein kleines persönliches Zeichen; ich las es auf und nahm es mit.
Vieles, was sich während meiner Performance um diesen Kreisel abspielte, sah ich erst in den Videoaufnahmen: die hierarchische Einteilung dieser Welt, die fast ausschliesslich aus Männern besteht, die sozialen und religiösen Codes, die mit der Bekleidung kommuniziert werden.
Diese Codes für Frauen und Männer, für Religionen und soziale Schichten, sind für Uneingeweihte schwer zu entschlüsseln. Eine der grössten Herausforderungen, der ich mich in Varanasi stellen musste, war, zwischen meinem eigenen kulturellen Unverständnis einerseits und den menschlichen Ungerechtigkeiten andererseits zu unterscheiden. In dieser Stadt habe ich meine eigenen Grenzen auf vielen Ebenen immer wieder erfahren, und sie hat mir täglich meine eigene Endlichkeit vor Augen geführt.